Gewerkeverantwortlicher: Johannes Rehder-Plümpe

E-Mail: johannes@olln-handwarkers.de

An der Falkenberger Landstraße befand sich über Jahrzehnte bis in die 1970er Jahre eine Werkstatt in der Harken und Stiele hergestellt worden. Ein Jeder, nicht nur Handwerker und Bauern brauchte Stiele für Werkzeuge und Gerätschaften oder gar ganze Geräte aus Holz. Heute kommen solche aus einer Stiel- oder sonstigen Fabrik und sind in jedem Baumarkt von der Stange zu kaufen. Die Auswahl ist groß, es gibt Stiele für Äxte, Beile, Besen, Dexel, Schaufeln und Spaten mit D-Griff oder T-Griff und Stiele für Dunggabeln, Heuforken, je Art von Harken, Sensenbaum und z.B. Asphaltstreicher und Teerschieber. Stiele für Werkzeuge und Gerätschaften sind heute Massenware, industriell gefertigt, keine Handwerksarbeit mehr.

Der letzte Harken- und Stielmacher in der Region war Diedrich Flömer.

Etliche Muster für die Fertigung, einige von ihm gefertigte Harken und Stiele, ein Teil seiner Werkzeuge und seine Maschine zur Stielherstellung befinden sich im Handwerkermuseum.

Die Werkzeuge zur Herstellung von Harken und Stielen sind zum großen Teil die, die in jedem holzverarbeitenden Handwerk in Gebrauch sind wie Sägen und Hobel, Dechsel und Messer.

In vielen Dörfern wurden im Nebenerwerb Harken und Stiele gefertigt. Harken- und Stielmacher stellten auch andere hölzerne Gebrauchsgegenstände her, z. B. hölzerne Löffel für den täglichen Gebrauch, große Schöpflöffel für die Hausschlachtung, kleine und große Mollen für Fleisch und Wurst, für die Landarbeit Hakengeschirr und Sensenbäume.
In der schnell voranschreitenden Technisierung der Land- und Hauswirtschaft, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg ab den 1950er Jahren, wurde der Bedarf immer geringer, die Herstellung unrentabler und schließlich nach und nach aufgegeben.

nach oben

Bäuerliches Leben im 19. Jahrhundert

Die Berufsbiographie eines Harken- und Stielmachers in handwerklicher Zeit könnte noch im 19.Jahrhundert in groben Zügen so ausgesehen haben:
Johann war zweitgeborener Sohn eines Höfners auf der Geest im Königreich Hannover. „Nach der hannoverschen Höfeordnung erbte der älteste Sohn den ungeteilten Hof. Als nachgeborener Sohn blieb Johann vorerst als Häusling auf dem elterlichen Hof. Um sein karges Einkommen aufzubessern, begann er mit der Fertigung von Holzharken. Weitere Kenntnisse eignete er sich in einer halbjährigen Lehre bei einem Harkenmacher in Scharmbeck an. Neben der landwirtschaftlichen Tätigkeit als Häusling im Dienste seines Bruders, begann er nun in eigener Werkstatt auf dem Hof den Aufbau des handwerklichen Betriebes. Auch nach seiner Verheiratung im Jahre 1855 blieb er in seiner Häuslings-wohnung. 1868 verkaufte der (Hof)Besitzer, der Vollhöfner Peter (…) seinem Bruder Johann ein Baugrundstück und eine landwirtschaftliche Nutzfläche in der Größe von 0,8 ha. Dort wurden 1869 ein Wohnhaus mit Stallungen und ein Werkstattgebäude gebaut und die Familie zog in das Haus … Durch weitere Zukäufe von Äckern und Wiesen in späteren Jahren und durch Zupachtungen konnte eine Abbauernstelle betrieben werden, die dann den Haupterwerbszweig bildete.“

Jahrhundertelang bestand die Dorfbevölkerung grob besehen aus Höfnern, Kötnern und Häuslingen. Später, im 16., vor allem im 17.Jahrhundert kamen Brinksitzer, Abbauern und Anbauern hinzu. Höfner waren die Besitzer der alten Bauernhöfe, Kötner die danach auf den gemeinen, oder Allmendeflächen angesiedelten Bauern mit weniger Land und nur halb soviel Rechten versehen, Häuslinge wohnten und arbeiteten auf den Höfen der Bauern, Brinksitzer siedelten auf dem Brink am Dorfrand, Abbauern ließen sich im Dorf auf einem Stück Land nieder, das von einem Hof abgetrennt war, Anbauern kauften von den Höfnern einige Morgen Land meist am Dorfrand, nach der Verkoppelung ab Mitte des 19.Jahrhunderts auch weiter abseits. Außerdem gab es noch Tagelöhner, die im Gegensatz zu Häuslingen für eine Wohnung eine nicht unerhebliche Miete zahlen mussten, für überlassenes Land Pacht und Gespannkosten bei Nutzung.

Häuslinge wohnten anfänglich in den Backhäusern, dann in eigens gebauten Häuslingshäusern, bekamen vom Hof ein kleines Stück Land zur Selbstversorgung, Kuh und Schwein zur Verfügung gestellt, zahlten keine Pacht oder Miete. Erst nach 1900 wurde es üblich, dass der Bauer dem Häusling für dessen Dienste einen geringen Tageslohn zahlte. Jedoch musste dieser dann Miete für das Haus und Pacht für das Land zahlen. Dann wurde es durchaus notwendig, sich durch Heimarbeit Bargeld zu verdienen.
Tagelöhner arbeiteten meist nur zur Erntezeit auf dem Hof und erhielten dafür Lohn. In der übrigen Zeit musste der Lebensunterhalt durch handwerkliche Nebenarbeit verdient werden, z.B. als Korbflechter, Holzschuhmacher, Flickschuster, Dorfschneider, Besenbinder

Hinzu kamen nach der hannoverschen Dorfhandwerkerordnung von 1695, dass sich unter gewissen Bedingungen und nach Abstimmung mit den städtischen Zünften, Zimmerleute, Schmiede, Stellmacher, Flickschuster, Leineweber, Dorfschneider, Höker auf dem Land ansiedeln durften und eine Genehmigung für eine Werkstattgründung erhalten konnten.

(u.a. nach: Günther Heine, Harkenmacherei als bäuerlicher Nebenerwerb,
Schriften des Freilichtmuseums am Kiekeberg, Band 20, Ehestorf 1996)

nach oben

zurück