Gewerkeverantwortlicher: Hugo Hinz -Malermeister (verstorben am 29.06.2018)
Kommissarisch: Johannes Rehder-Plümpe

E-Mail: johannes@olln-handwarkers.de

Historisches

Das Maler- und Lackierhandwerk hat eine jahrhundertelange Geschichte. Die Tradition der Malerzünfte reicht 900 Jahre zurück. In Ämtern und Zünften organisierte Handwerker setzten sich in den Städten durch. Im Verlaufe der Jahrhunderte erreichten die Zünfte eine privilegierte Stellung. Kaiser, Könige und Stadtregierungen bestätigten deren Zunftgerechtigkeit.

Die ersten Malereien der Menschheit finden wir in der Höhlen- und Felsenmalerei vor 20.000 Jahren, vor 4.000 Jahren gestalteten die alten Ägypter Wände farbig und vor 2.000 Jahren bemalten die Germanen ihre Schilde, im Mittelalter Schilderer die Ritterschilde. Wappenmalungen erfolgten auf Textilien und anderen Materialien.

Vor 1.000 Jahren begann die Zeit der handwerklichen Maler. Kirchen, Schlösser, Rathäuser, Häuser reicher Kaufleute wurden mit Wand- und Deckenmalereien reich geschmückt, es folgte eine Blütezeit der Maler, Handwerkszünfte entstanden.

Das war auch die Zeit der Schrift- und Buchmalerei, von Mönchen in Klöstern meisterlich ausgeführt. Der Barock um 1700 n.Chr. förderte die Malerkunst mit dem Hang zur Überladung und Schwulstigkeit. Als luxuriöse Wandgestaltung galten handgemalte Tapeten, Tapetenmalerei war eine Arbeit im Malerhandwerk.

Im 18.Jahrhundert entsteht die Pigment-Industrie und mit der Neuzeit im 19. und 20.Jahrhundert folgt die Technisierung und Industrialisierung im Handwerk. Das ist die Zeit der Erfindungen, rationelle Arbeitsmethoden werden eingeführt, das Zunftwesen abgeschafft, später Handwerksinnungen gegründet. Das 19.Jahrhundert war auch die Zeit der Kutschen und Pferdedroschken. Dekorative Malereien auf den Wagen waren gefragt, die von einem Kutschenmaler oder Wagenlackierer ausgeführt wurden.

In der Neuzeit wurde der künstlerische Maler zum flexiblen Maler mit einem Arbeitsfeld von der Baumalerei bis zur Lackierung von Fahrzeugen, von der farbigen Gestaltung bis zu Wand- und Bodenbelägen, von einfachen Anstricharbeiten bis zum Wiederentdecken alter Handwerkskünste, alte Techniken der Flächenbelebung, Holz- und Marmormalerei (Marmorieren, Maserieren, Schablonieren, Kammzug, Rollen, Tupfen, Wickeln,) Stucktechniken und Vergoldungs- und Bronzetechniken bis hin zur künstlerischen Malerei.

In frühester Zeit waren Maler Künstler, die kunsthandwerkliche Wand- und Deckenmalereien ausführten. Später wurden Maler auch als Tüncher bezeichnet, in manchen Regionen auch als Weißbinder. Als Tünch bezeichnete man eine Schicht aus Gips- oder Kalkputz auf Wand- und Deckenflächen aufgetragen. Zuerst war das Tünchen eine Aufgabe der Maler, dann der Maurer und wurde später zu einem eigenständigen Beruf, dem des Putzers. Aus dem breiten Arbeitsfeld der Maler entwickelten sich dann der Beruf des Anstreichers und der des Dekorationsmalers.

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Das Malerhandwerk

Das Malerhandwerk vereinte zahlreiche Berufszweige: Tüncher, Schilderer, Schrift- und Buchmaler, Tapetenmaler, Stubenmaler, Fassadenmaler, Glaser und Glasmaler, Schachtelmaler, Kutschenmaler, Wagenlackierer zählten bis ins 18.Jahrhundert zum Malerhandwerk.

Mit der Industrialisierung kamen einfachere Arbeitstechniken wie das Tapezieren oder Verlegen von Fußbodenmaterialien, z.B. von Linoleum und Teppichen, hinzu. Bis in die 1950er Jahre erwarb der Maler beim Fachhändler noch Farbpigmente und Bindemittel und rührte damit die Farben, die er brauchte selber an. Dann konnte er die Farben fertig in Dosen kaufen. Neue Werkstoffe kamen auf dem Markt und die Technisierung schritt immer weiter voran.

Heute lautet die offizielle Berufsbezeichnung Maler und Lackierer.

Der Tätigkeitsbereich umfasst: Tapezierarbeiten, Wand- und Deckenanstriche, Fassadenanstriche, -beschichtungen, -gestaltungen, -beschriftungen, Putz- und Spachtelarbeiten, Decken-, Wand- und Bodenbeläge, Bautenschutzarbeiten, denkmalpflegerische Arbeiten.

Das Berufsbild ist in drei Fachrichtungen unterteilt: Maler und Tapezierer, Kirchenmalerei und Denkmalpflege, Bauten- und Korrussionsschutz.

Das Arbeitsfeld teilt sich in zwei Bereiche, in das Bemalen und das Beschichten. Dabei ist ersteres die Oberflächenbehandlung mit dem Aufbringen von Anstrichen (Grundier-, Farb-, Lasur- und Lackschichten etc.) und letzteres die Behandlung von Oberflächen mit dem Aufbringen von Belägen (Tapeten, Wand-, Decken- und Bodenbeläge, Beschichtungen).

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Malereibetrieb Hinz in Wilstedt

Ein großer Teil von Handwerksbetrieben wurde vor und um 1900 gegründet. Die Gewerbefreiheit war eingeführt, eine Gewerbeordnung verabschiedet und 1897 und 1908 novelliert worden. Handwerker gründeten eigene Betriebe nicht nur in den Städten, sondern auch in den Orten und Dörfern auf dem Lande.

Über 100 Jahre und über drei Malermeister-Generationen gab es den Malereibetrieb Hinz in Wilstedt. Um 1900 gründete Carl Hinz den Betrieb, Ende der 1930er Jahre übernahm dessen Sohn Hugo Hinz den Betrieb und führte diesen bis in die späten 1950er Jahre. Zu Beginn der 1960er Jahre übernahm dessen Sohn Hugo in dritter Generation das Geschäft und führte dieses fast 30 Jahre. Hugo Hinz gab 1998 seinen Malerbetrieb und Malerfachgeschäft in Wilstedt krankheitsbedingt auf. 20 Jahre später, am 29.Juni 2018 verstarb Hugo Hinz.

Die Firmenchronik des Malereibetriebes Hinz erschien als Heft 3 in der Reihe „Hefte zum alten Handwerk“ des Handwerkermuseums.

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